Dein Tag ist durchgetaktet, du musst vielleicht Job und Familie unter einen Hut bringen und dann sind da noch die Freunde, der Sport und ein soziales Engagement. Der Rat, lass dich unterbrechen, klingt da unattraktiv. Doch was würde geschehen, wenn du es trotzdem tust? Wenn du dich im Alltag von Gott immer wieder unterbrechen lassen würdest? Genau so eine Unterbrechung ist mir mitten in Bern passiert.
Zu beschäftigt für den Hilferuf
Vor ein paar Jahren habe ich eine Begegnung erlebt, die ich niemals vergessen werde. Ich hatte viel zu tun und wollte darum an diesem Tag keine lange Mittagspause machen. Neben dem Essen wollte ich noch schnell ein paar private Dinge erledigen, so schnappte ich mir ein Sandwich und ging los. Du kennst dies wahrscheinlich auch, das nennt sich die Zeit optimal nutze. So krass beschäftigt sind wir!
Auf jeden Fall hatte ich nach Kurzem alles erledigt und wollte auf schnellstem Weg zurück ins Büro und dann passierte etwas Unerwartetes. Ich hörte jemanden schreien. Er schrie um Hilfe. Zunächst konnte ich die Person nicht sehen, doch die Schreie wurden immer lauter und dann sah ich ihn. Ein Mann. Mitten auf der Strasse in der Altstadt von Bern. Und Leute, sehr beschäftigte Leute wie ich, liefen an ihm einfach vorbei. Vielleicht bemerkten sie nicht, dass er Hilfe brauchte oder sie wollten es nicht bemerken. Auch ich lief an ihm vorbei. Ich wollte ja möglichst schnell zurück zur Arbeit.
Doch ein paar Schritte weiter hatte ich das Gefühl, ich muss zu diesem Mann und schauen was abgeht. Also ging ich zurück und fragte ihn: «Wie kann ich dir helfen?» Als er anfing zu reden, bemerkte ich, dass er blind war und das Einzige was er wollte, war, dass ihm jemand half, seinen Augenarzt zu finden. Er war an der richtigen Adresse, konnte jedoch nicht am richtigen Ort läuten. Also half ich ihm, die richtige Klingel zu finden. Ich kann nicht wirklich in Worte fassen, wie dankbar der Mann dafür war.
Eine Lektion fürs Leben: Ich muss mich unterbrechen lassen.
Dieser Augenblick der Unterbrechung, ist für mich zu einer grossen Lektion fürs Leben geworden. Ich muss mich unterbrechen lassen. Natürlich von den richtigen Dingen. Dieses Erlebnis hat mich so sehr berührt, weil ich einer von diesen Menschen gewesen bin, die den Mann nicht sehen wollten. Ich bin so krass beschäftigt gewesen, dass dieser Blinde fast keinen Platz in meinem Leben gefunden hat. Doch wenn ich mich unterbrechen lasse, kann ich für die Menschen das Augenlicht sein, das sie brauchen, das Lächeln, das sie schon lange nicht mehr gesehen haben oder die Ermutigung, die ihnen gut tut.
Wenn ich mich unterbrechen lasse, kann ich für die Menschen das Augenlicht sein, das sie brauchen, das Lächeln, das sie schon lange nicht mehr gesehen haben oder die Ermutigung, die ihnen guttut.
Und noch eine Lektion fürs Leben: Gott möchte dich unterbrechen.
Auch von Gott soll ich mich im Alltag unterbrechen lassen. Ja, Gott möchte dich unterbrechen. Auf deiner Glaubensreise brauchst du diese persönlichen Begegnungen mit Jesus, damit du auf dem richtigen Weg bleibst. Diese Unterbrechungen kommen meistes dann, wenn du sie nicht erwartest oder du dir deiner Pläne so sicher bist. Dann wenn du denkst, du weisst was als nächstes kommt und wie es funktioniert. So oft möchte dir Jesus genau dort begegnen und dich herausfordern. Er will dir zeigen, dass es noch mehr im Leben gibt. Dies führt mich zu einer Geschichte aus der Bibel.
Auf deiner Glaubensreise brauchst du diese persönlichen Begegnungen mit Jesus, damit du auf dem richtigen Weg bleibst.
Simon von Zyrene erfüllte sich seinen Lebenstraum
Simon, ein religiöser Jude, wohnte in Nordafrika und erfüllte sich seinen Traum, eine Reise zum Passahfest in Jerusalem, einem der wichtigsten Feste der Juden. Gut möglich, dass dies die Reise seines Lebens war. In Jerusalem angekommen, wollte er im Tempel Opfer bringen und dies verlangte eine bestimmte Vorbereitung der Reinigung. Simon war wohl auf dem Weg zum Tempel. Da hörte er diesen Tumult in den Gassen. Es wurde immer lauter. Fast fanatisch. In diesem Moment wurde Simon in die Geschichtsbücher hineingedrängt, ohne dass er es geplant hatte.
Plötzlich stand Simon vor Jesus, der von römischen Soldaten getrieben, ein Kreuz durch die Strassen trug. Jesus wurde beleidigt, angespuckt, angeschrien. Er blutete, war schwach von der Auspeitschung und den anderen Misshandlungen zuvor. Er hatte Schwierigkeiten, die massiven Holzbalken mit seinem geschundenen Körper zu tragen. Da zwangen die römischen Soldaten Simon, an Stelle von Jesus, das Kreuz bis zur Kreuzigungsstädte zu tragen.
Genau in diesem Moment platzte Simons Traum, im Tempel zum Passahfest Gott Opfer zu bringen, denn das Kreuz von Jesus war voller Blut. Durch das Tragen berührte er das Blut und wurde gemäss den jüdischen Reinheitsvorschriften unrein. Doch es war genau dieser Augenblick, diese eine Begegnung, in diesem historischen Moment der Weltgeschichte, wo Simon Jesus erlebte und für immer verändert wurde. Von der Kirchengeschichte wissen wir, dass Simon mit seiner Familie später zu einem der Kirchenleiter in Antiochia (heutige Türkei) und später in Rom wurde.
Lass dich von einer Begegnung mit Jesus unterbrechen
Was erlebte Simon in diesem Augenblick der Unterbrechung? Was war es, das ihn so veränderte, dass er einer der ersten Christen wurde? Vielleicht war es ein kurzer Moment, in dem Jesus Simon direkt anschaute, schwach und kurz vor dem Tod. Doch in seinen Augen sah Simon Gottes Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung. Was es auch war, es unterbrach und veränderte Simons Pläne.
Das ist es, was eine Begegnung mit Jesus in dir tut, aber auch durch dich tut. Sie bringt Veränderung. Sie bringt Hoffnung, Liebe, Kraft, Mut, Richtungsweisung mitten in dein Leben und in die Leben der Menschen um dich herum. Es erfordert, dass du deine Pläne beiseitelegst und dich entscheidest, das, was wie eine Unterbrechung aussieht, als Gelegenheit zu sehen. Diese Momente mögen wie bei Simon unbedeutend erscheinen, doch Grosses kann daraus entstehen. Also, lass dich unterbrechen!